Hörverlust – Weit verbreitet, zu wenig beachtet

Zurück

21.04.2021

 

Die Beeinträchtigung des Hörvermögens und Hörverlust stellen weltweit ein großes Problem dar, dem nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird. Zu dem Schluss kommt die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihrem Bericht „Report on Hearing“. Demnach leiden aktuell etwa 1,5 Mrd. Menschen weltweit unter einem verminderten Hörvermögen. 430 Millionen Menschen sind dabei von stärkerem und einschränkendem Hörverlust betroffen. Laut Prognose der WHO soll die Zahl der Menschen mit Hörbeeinträchtigung bis zum Jahr 2050 auf 2,5 Mrd. steigen, wobei 700 Mio. davon eine medizinische Betreuung benötigen werden. Die WHO geht in ihrem Bericht auf das weltweite Ausmaß von Hörbeeinträchtigungen ein, beschreibt kausale und vorbeugende Faktoren von Hörverlust, nennt effektive Maßnahmen sowie Herausforderungen und Lösungen im Gesundheitsbereich. In diesem Blogpost werden wir die wichtigsten Erkenntnisse des Berichts präsentieren.    

Die weltweite Bedeutung von Hörverlust

Laut Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden aktuell mehr als 1,5 Milliarden Menschen an einer Beeinträchtigung ihres Hörvermögens. 430 Millionen Menschen sind davon in mittlerem oder schwerem Ausmaß betroffen. Nicht berücksichtigt werden dabei Menschen mit einseitigem oder nur leichtem Hörverlust, obwohl auch diese im Alltag Einschränkungen erfahren.

Die WHO schätzt, dass bis zum Jahr 2050 etwa 2,5 Milliarden Menschen an einer Beeinträchtigung ihres Hörvermögens leiden wären und hiervon wiederrum 700 Millionen so schwer betroffen sein werden, dass sie medizinische Dienstleistungen in Anspruch nehmen müssen (Hörschwellen von mehr als 20 Dezibel (dB) bei audiometrischen Messungen bedeuten einen klinischen Hörverlust).

 

Figure 1 - PROJECTED INCREASE IN PREVALENCE OF HEARING LOSS, 2019-2050

Abbildung 1: Abbildung 1 - Prognostizierter Anstieg der Fälle von Gehörverlusten, 2019-2050. Quelle: World report on hearing: executive summary. Geneva: World Health Organization; 2021. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.

Hörverlust erhält zu wenig Aufmerksamkeit

Trotz der weiten Verbreitung von Hörbeeinträchtigung und Hörverlust sowie den damit verbundenen Folgen, wird dem Thema dem Bericht der WHO zufolge zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und das Problem weltweit zu wenig adressiert.

So stehen selbst unter Gesundheitsdienstleistern zu wenige Informationen zu dem Thema zur Verfügung. Es fehlt in vielen Bereichen das Wissen über Prävention, Erkennung und dem Umgang mit Hörverlust. In vielen Ländern sind Hörvorsorge und Gehör-Pflege trotz ihrer wichtigen Bedeutung nicht teil staatlicher Gesundheitssysteme. Damit verbunden ist eine häufig schlechte Datenlage zum Zugang und der Verfügbarkeit in Bezug auf die Hörvorsorge.

Als einen äußerst kritischen Punkt nennt die WHO den Mangel an ausgebildetem Fachpersonal. Gerade in Ländern mit niedrigem Einkommen fehlt der Zugang zu Spezialisten und Fachärzten. Darüber hinaus besitzen weltweit nur 17 Prozent der Menschen ein Hörgerät, die eigentlich von einer Nutzung profitieren könnten. Dies gilt sowohl in allen Einkommensgruppen sowie verschiedenen Regionen in beinahe dem gleichem Ausmaß.

Dies ist umso erstaunlicher, als dass Menschen mit Hörbeeinträchtigung oder Hörverlust deutliche Einbußen in ihrer Lebensqualität hinnehmen müssen. Auch finanzielle Folgen entstehen, wenn Menschen durch Hörbeeinträchtigung nicht in vollem Umfang an Kommunikation oder Bildung partizipieren können oder am Arbeitsplatz Nachteile erleiden. Volle Hörstärke ist wichtig für die Ausbildung von Sprache und der Möglichkeit, sich ausdrücken zu können und zudem eine Grundlage für kognitive Leistungen, mentale Gesundheit und zwischenmenschliche Beziehungen.

Einflussfaktoren auf das Hörvermögen

Es existieren zahlreiche Faktoren, die das Hörvermögen eines Menschen beeinflussen. Diese umfassen beispielsweise genetische Merkmale, biologische Einflussfaktoren, Umwelteinflüsse sowie verhaltensbezogene Faktoren, die ein Mensch im Laufe seines Lebens ausgesetzt ist.

Generell unterscheiden kann man zwischen negativen Einflüssen (causative factors), die das Hörvermögen eines Menschen beeinträchtigen und positiven, die Hörleistung schützenden Faktoren (protective factors).

Grafik 2 stellt eine Reihe dieser negativen und positiven Faktoren dar. Die Grafik macht deutlich, welche Komplexität und Vielschichtigkeit hinter dem Hörvermögen eines Menschen steckt.

Ursächliche, negative Einflussfaktoren reichen von einem zu niedrigen Geburtengewicht über Gehirnhautentzündung und schlechten Angewohnheiten wie dem Rauchen bis hin zu altersbedingtem Nachlassen der Hörfähigkeit. Schützende Faktoren sind beispielsweise das Stillen im Säuglingsalter, ein gesunder Lebensstil und eine entsprechende Körper- und Ohrhygiene.

 

Figure 2 - HEARING ACROSS THE LIFE COURSE

Abbildung 2: Entwicklung des Hörvermögens im Laufe des Lebens. Quelle: World report on hearing: executive summary. Geneva: World Health Organization; 2021. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.

Mögliche Maßnahmen

Aufgrund der hohen Verbreitung von Hörbeeinträchtigung und Hörverlust auf der ganzen Welt und den damit verbundenen Folgen hebt die Weltgesundheitsorganisation die Bedeutung von Vorbeugemaßnahmen und entsprechender Behandlung von Betroffenen hervor.

Technologische Lösungen sind bereits heute verfügbar, sehr effektiv und auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Die Medizintechnik stellt beispielsweise mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten innovative Lösungen auf sehr hohem Niveau bereit. Öffentliche Gesundheitssysteme sollten der WHO zufolge die Möglichkeiten besser und breiter nutzen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist aktuell die öffentliche Aufmerksamkeit für Gesundheitsthemen besonders hoch und bietet somit die Chance, Themen wie Hörverlust in der Bevölkerung zu adressieren und im Bewusstsein der Menschen zu verankern.

 

TIMELY AND APPROPRIATE CARE CAN ENSURE THAT PEOPLE WITH EAR DISEASES

Abbildung 3: Verschiedene Maßnahmen bei Hörverlust. Quelle: World report on hearing: executive summary. Geneva: World Health Organization; 2021. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.

 

Ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung von Hörverlust ist Prävention. 60% der Fälle von Hörverlust bei Kindern können durch Präventivmaßnahmen wie Früherkennung oder Impfungen verhindert werden. Bei Erwachsenen gibt es effektive Schutzmaßnahmen wie Lautstärkekontrolle, Hörschutz und regelmäßige Kontroll-Untersuchungen.

Tritt eine Hörbeeinträchtigung, ist die frühzeitige Erkennung sehr wichtig, um den Hörverlust zu begrenzen. Häufig können frühzeitige Maßnahmen wie medizinische Behandlungen oder operative Eingriffe Hörbeeinträchtigungen rückgängig machen. Grundsätzlich gilt wie bei vielen Erkrankungen: Je früher die Beeinträchtigung des Hörvermögens erkannt wird, desto besser kann sie bekämpft werden. Sinnvoll sind daher zum Beispiel regelmäßige Hör-Tests zu definierten Lebenszeitpunkten.

Die Folgen irreparabler Hörschäden lassen sich durch den Einsatz von Hörgeräten – oder in schlimmeren Fällen Cochlea-Implantaten – gut behandeln. Solche Geräte helfen auch dabei, weiteren Hörverlust zu verhindern. Weltweit besitzen jedoch lediglich 17 Prozent der Menschen ein Hörgerät, die eigentlich von einer Nutzung profitieren könnten.

Dabei sind die Geräte sehr leistungsfähig und werden stetig weiterentwickelt. Sie leisten so einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität und zur Teilhabe am Zusammenleben. Ebenfalls werden die Hörgeräte immer kleiner und in Bezug auf das Design ausgereifter, was optische Vorteile für Betroffene  mit sich bringt und den Tragekomfort erhöht.

Für Hörgerätehersteller und deren Zulieferer steigen damit die Anforderungen in Bezug auf Präzision und Zuverlässigkeit. Mit dem Fokus auf Mikroteile und den Fähigkeiten in der Herstellung von Kleinteilen sowie der jahrzehntelangen Erfahrung auf diesem Gebiet ist HEPAKO ein bedeutender Hersteller verschiedener Hörgeräte-Komponenten aus Gummi und Silikon. Gummiformteile und Silikonformteile spielen in Hörgeräten eine wichtige Rolle und tragen durch Vibrationsdämpfung oder Geräuschisolierung zum akustischen Erfolg bei. Typische Gummiformteile oder Silikonformteile in Hörgeräten sind beispielsweise Mikrofonlagerungen oder Empfängerlagerungen, Dichtungen, Dämpfer und Verbindungsschläuche aus Silikon, Fluorsilikon, Butyl, FKM (Viton ®) und auch Chloroprene. Mehr zu unseren Aktivitäten im Bereich Hörgeräte finden Sie hier.   

Insgesamt fasst die Weltgesundheitsorganisation die aus ihrer Sicht notwendigen Schritte unter der Abkürzung H.E.A.R.I.N.G zusammen.

In diesem Vorschlag geht es darum, vorhandene Möglichkeiten und Technologien besser und konsequenter zu nutzen, Hörvorsorge und –pflege in nationale Gesundheitssysteme aufzunehmen, um so einen universelleren Zugang für Betroffene zu ermöglichen, sowie generell die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema zu stärken.

Laut WHO sollten Staaten Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen ihrer Gesundheitssysteme implementieren, um das Thema Hörbeeinträchtigung und Hörverlust zu adressieren. So sind zunächst realistische Ziele zu definieren und ein geeigneter Fahrplan, diese zu erreichen. Die finanziellen Ressourcen sind zu erhöhen und die Finanzierung muss nachhaltig gesichert werden. Dies soll auch dabei helfen, mehr Fachkräfte und medizinische Experten auf diesem Gebiet auszubilden. Des Weiteren fordert die Weltgesundheitsorganisation, dass der Zugang zu vorhandenen Technologien wie Hörgeräten erleichtert werden muss, auch im Bereich der Diagnose und Früherkennung. Zudem sollen mehr Ressourcen in den Bereich Forschung fließen. 

UNIVERSAL ACCESS TO QUALITY EAR AND HEARING CARE IS POSSIBLE THROUGH H.E.A.R.I.N.G.

Abbildung 4: Universeller Zugang zu Ohr- und Hörvorsorge durch H.E.A.R.I.N.G. Quelle: World report on hearing: executive summary. Geneva: World Health Organization; 2021. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO. 

WHO: Maßnahmen haben auch ökonomischen Nutzen

Eine Verbesserung der Gesundheitsdienstleistungen im Hinblick auf Hörvorsorge und Gehörpflege bringt laut dem Bericht der Weltgesundheitsorganisation verschiedene Vorteile mit sich. Um 90 Prozent der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2030 mit entsprechender Pflege zu versorgen, würden 1,33 USD pro Person benötigt. Hiermit könnten insgesamt 130 Millionen DALYs (disability adjusted life years; Jahre in Summe, in denen Menschen mit Hörbeeinträchtigung leben) verhindert werden. Insgesamt würden 1,4 Mrd. Menschen profitieren. Der ökonomische Nutzen wäre hoch. Pro eingesetztem US-Dollar rechnet die WHO mit einem Ertrag von 16 USD.

 

BENEFITS OF SCALING UP EAR AND HEARING CARE SERVICES

Abbildung 5: Nutzen der Ausweitung von Ohr- und Hördienstleistungen

Der komplette Bericht „World Report on Hearing“ kann auf der Website der Weltgesundheitsorganisation unter folgendem Link heruntergeladen werden:

https://www.who.int/publications/i/item/world-report-on-hearing

 

Quellen:

World report on hearing. Geneva: World Health Organization; 2021. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.

Download: https://www.who.int/publications/i/item/world-report-on-hearing

 

World report on hearing: executive summary. Geneva: World Health Organization; 2021. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.

Download: https://www.who.int/publications/m/item/WHO-UCN-NCD-SDR-20.22

 

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Blogpost haben oder möchten, dass demnächst ein bestimmtes Themengebiet rund um Elastomere behandelt wird, melden Sie sich gerne bei uns per E-Mail unter 

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Blogpost haben oder möchten, dass demnächst ein bestimmtes Themengebiet rund um Elastomere behandelt wird, melden Sie sich gerne bei uns per E-Mail unter info@hepako.de oder nehmen Sie gerne jederzeit hier Kontakt zu uns auf.       

Oder folgen Sie uns auf LinkedIn, wenn Sie über die neuesten Blogeinträge informiert werden möchten.